Part I: 30. März - 02. April 2023
Part II.
Nino Baumgartner | Sarah Burger | Die Gärtner des sechsten Massenaussterbens | The Annotations of the IIRRM | Rudy Kanhye & Lauren La Rose | Zofia Kwasieborska & Georg Keller | Olga Kokcharova, laptopradiø | Lulu&Whiskey | la maison du jardinier | Pali Meursault | Ernestyna Orlowska | Camilla Paolino | Nathalie Rebholz | la soupe | Young Boy Dancing Group | Boisseau & Westermeyer
(John Muir (1838 – 1914) in: ‹My first Summer in Sierra›, 1911)
Ökologie bedeutet, dass wir diese gegenseitige Verbindungen und Abhängigkeiten akzeptieren und untersuchen. Letztlich geht es um die Beziehungen, die wir zu uns selbst und auch zu den Dingen unterhalten. Und da diese Beziehungen gegenseitig sind, liegt es auf der Hand, diese Partner*innen denn auch als ‹Non-Human People› (Vgl. Timothy Morton, “Humankind: Solidarity with Nonhuman People”, Verso, 2017) zu bezeichnen und ihnen eine Eigenständigkeit zu attestieren.
Ökologisches Denken durchdringt alles, von Technologie zur Wirtschaft kann es überall angewandt werden. Es geht um den Raum, in dem wir uns befinden, um die Verbindungen unter den sich darin befindlichen Mitbewohner*innen und auch wie wir uns darin verhalten, welche Werkzeuge wir wie gebrauchen. Wie denken wir in dieser Situation, mit diesen Werkzeugen? Welchen Einfluss hat ihr Gebrauch auf die materielle Welt? Wie gehen wir mit dieser paradoxen Situation um, dass sie gleichzeitig ökologisch sind und auch eine immanente Gefahr für uns und unsere Welt darstellen?
Technologie, verstanden als unser Interface zur materiellen Welt, bindet uns letztlich an sie, an unsere Um-Welt. Sie lässt sich nicht von der Ökologie trennen und teilt gar deren typische Eigenheiten: Komplexität, verflochtene Abhängigkeiten, Verteilung von Kontrolle und Einfluss.
Das Projekt geht in seiner kuratorischen Ausgangslage von wenigen, präzisen Fragestellungen und Hypothesen aus, welche eine Öffnung auf umfassendere, weiter gefasste Bereiche ermöglichen. Dies erlaubt uns, globale Themenbereiche zu behandeln, ohne uns in Formen von Beliebigkeit wiederzufinden. Es werden Künstler*innen, Theoretiker*innen, Fachpersonen eingeladen, zusammen mit anderen Vortragenden und Teilnehmer*innen den folgenden Fragenkomplexen nachzugehen und dazu Hypothesen zu formulieren.
In Ausstellungen, Diskussionen, Vorträgen und Workshops etc. soll den folgenden Fragen nachgegangen werden:
Everything, But The World. – Die Rolle der Biodiversität und ihre Bedingungen
Die Möglichkeiten der Kunst. Kritisches Fabulieren. Wenn die existenzielle Krise im Verhältnis zwischen Mensch und Natur so offensichtlich ist, besprochen wird und viele Mittel zu ihrer Behebung zur Verfügung stehen, warum geht die Menschheit dann immer tiefer in diese selbstzerstörerische Krise hinein? Warum verdrängt sie, was sie fortwährend zerbricht? Die Rolle der Kunst ist an dieser Stelle, ausbeuterische und zerstörerische Handlungen in der Natur aufzudecken.
Die Bedeutung der Symbiose und die Rolle der ‹Person› – Never Alone -Wir waren nie Individuen
Im vielschichtigen Projekt stehen Formen der Symbiose, die Symbiogenese und damit auch die Frage nach dem Begriff der Person im Zentrum. ‘Nichts macht sich selbst; nichts ist wirklich autopietisch oder selbstorganisierend.’ Wir sind Teil eines umfassenden Ganzen. Natur ist nicht etwas da draussen, ein Objekt unserer Manipulation, sondern sie ist unser ureigener Hintergrund, wir sind mit der Natur verbunden, in ihr eingebettet.
Die Auswirkungen von KI auf unsere Sicht der Welt – Verdrängte Modelle und zwischenartliche Interaktionen
Die Erkenntnisse der nun auch breiter wahrgenommenen KI/Künstlichen Intelligenz lassen uns schlagartig klarwerden, dass Intelligenz sich nicht so einfach definieren lässt wie bislang angenommen. Die Möglichkeit, mit technischen Mitteln intelligente Systeme zu konstruieren, lässt uns damit Intelligenz nicht nur auf den Menschen bezogen zu verstehen. Dies hat schlagartig den Fokus auf andere intelligente Systeme um uns gerichtet. Pflanzliche Gemeinschaften zeigen durchaus ein Verhalten, das wir als intelligent bezeichnen können.
Der Einfluss ökologischer Gedanken auf die Psyche einer Gesellschaft. Der verletzte Mensch.
Eine der geläufigen Abwehrreaktion auf die Klimakrise ist die Verdrängung oder die Bagatellisierung. Wir sehnen uns nach postpandemischer Normalität. Aber die gegenwärtige Realität schmerzt. Wir fahren Auto, essen Billigfood, fliegen herum und kaufen uns stetig überflüssige Waren und so nebenher stirbt der Wald, erhitzt sich die Erdkugel. Die Insekten sterben und tausende von Menschen fliehen von Fluten oder sonstigen Umweltkatastrophen. Die Normalität zurückzuerlangen ist gegenwärtig ein Hype, der uns zum Verschwinden bringt.
«The Secret Life of Us All - Poetiken eines Ineinandergehens» soll in parallel verlaufenden Strängen in unterschiedlicher Form realisiert werden. Gemeinsame Momente sollen allen TeilnehmendenMöglichkeiten zum Teilen von Wissen und zu Ver-lernen eingeschliffener Verhaltensweisen und übernommener Annahmen (Unlearning) bieten. Die aktive Teilnahme soll durch eine breite Palette von Umsetzungsformen ermöglicht werden: Ausstellungen, Installationen, Performances, Konzerte, Workshops, Vorträge, Round Tables, Diskussionen, Screenings, Listening Sessions, Radio, Publikationen (Blogs, Print).
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